Als vor 3 Jahren im Mai 2018 die LabORAtorien auf der Synode vorgestellt wurden, dachten einige beim LabORAtorium sofort an Versuchskaninchen. Das Osterfest bietet den Anlass, nun endgültig mit diesem Vorurteil aufzuräumen:
Was wir in den Erprobungsräumen brauchen, sind Osterhasen, keine Versuchskaninchen!
Was den Unterschied zwischen den beiden Tieren der Gattung Leponidae ausmacht, sind nicht nur die unterschiedlich langen Ohren, sondern auch ihre Bestimmung!
Während das Versuchskaninchen dazu bestimmt ist, Versuche anderer an sich ertragen zu müssen und Inhalt und Umfang der Experimente nicht mitbestimmen kann und erdulden muss, ist es die Bestimmung des Osterhasen, die Freude über das Osterfest in die Haushalte zu bringen.
Nun gibt es über die Herkunft des Osterhasen unterschiedliche Theorien, die ihn in auf unterschiedliche Weise mit gefärbten Eiern und dem Osterfest in Verbindung bringen.
Seine Heimat hat der Osterhase laut Wikipedia wohl hier bei uns in der Region, während anderswo auch andere Tiere mit der Übermittlung der Ostergrüße betraut waren.
Genau wie der Weihnachtsmann hat er aber von der Pfalz aus seinen Siegeszug in die Supermarktregale der Welt angetreten und ist sogar Marktführer im Bereich Schokoladen-Hohlkörperfiguren. In Großbritannien ist er als „Easter Bunny“ sogar selbst ein Kaninchen.
Doch zurück ins LabORAtorium.
Was ich mit dem Osterhasen verbinde, ist die Freude über die Osterbotschaft. So wie es vor vielen Jahren ein Kindergottesdienstkind einmal erzählte: „Der Osterhase hat die Auferstehung am Grab genau mitbekommen. Daraufhin ist er losgehoppelt, um allen die Frohe Botschaft zu bringen.“
Das wäre die Aufgabe eines LabORAtoriums: nicht Experimente über sich ergehen lassen, die sich andere ausgedacht haben, sondern loshoppeln und mit den eigenen Fähigkeiten und Begabungen die „Frohe Botschaft“ des christlichen Glaubens in die Welt tragen.
Dabei kann es ruhig so bunt zugehen wie bei den gefärbten Eiern.
Es muss auch nicht immer alles von Anfang an rund laufen, und auch wenn mal etwas schiefgeht und scheitert, ist das kein Verlust, sondern ein Lernerfolg.
Doch ein Einwand sei erlaubt: die „Frohe Botschaft“ lässt sich nicht wie ein buntes Osterei einfach weitergeben. Was die Frohe Botschaft für das Leben der Menschen ist und bedeutet, muss gemeinsam mit ihnen gesucht und gefunden werden.
Dabei kann dann auch sehr Verschiedenes herauskommen.
Bei den LabORAtorien wird zwar das ORA großgeschrieben, weil zu allem Arbeiten (labora) unserer Meinung nach auch die Spiritualität und das Gebet (ora) dazugehören.
Wie das aber aussieht, ist Geschmackssache. Laut oder leise, fragend und zweifelnd, oder bekenntnishaft und hymnisch… wie Glaube gelebt wird, muss in den Kontext passen und zu den Menschen, die sich versammeln.
So hat die Kirche damals vor knapp 2000 Jahren ihren Anfang genommen: mit einfachen Menschen, die vom leeren Grab kommend erzählt haben, was sie als lebenswichtig erkannt haben. Ganz ohne Fachvokabular und theologische Einordnung, sondern mit eigenen Worten und Gefühlen.
Wir sind heute auf ihre Überlieferungen angewiesen und können auf einen großen Fundus an Fachvokabular und theologischer Einordnung zurückgreifen, aber das allein reicht eben nicht. Es muss uns gelingen zu erzählen, was wir als Lebenswichtig erkannt haben, was Glaube, Liebe und Hoffnung für uns bedeuten.
Dafür gibt es kein Patentrezept und keinen Masterplan.
Deshalb brauchen wir Menschen, die sich auf den Weg machen und nach Formen suchen, die zu ihnen und den Menschen in ihrem Umfeld passen.
Deswegen brauchen wir Osterhasen und keine Versuchskaninchen.
Ein frohes und gesegnetes Osterfest und natürlich auch weiterhin
gesegnetes Schaffen in ORA und Labora wünscht Ihnen
Tim Kaufmann
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