„Wie sieht‘s denn hier aus?!“, fragt der Vater ganz entsetzt die halbwüchsige Tochter. „So wie immer.“, lautet die Antwort. Diese Situation gibt es in unzähligen Kinder- und Jugendzimmern in Deutschland – vielleicht kennen Sie sie aus eigener Erfahrung.

„Wie sieht‘s denn hier aus?!“, fragt der Besucher ganz entsetzt, der zum ersten Mal in eine Kirche oder in ein Gemeindehaus kommt den Pfarrer/die Pfarrerin, die Gemeindediakonin, den Gemeindediakon, die Jugendreferentin, den Jugendreferenten. „So wie immer“, lautet die Antwort.

An der Stelle, an der im Kinderzimmer die schmutzigen Socken von vorgestern liegen, liegen im Gemeindehaus die Flyer vom letzten Pfingstfest. Statt der halb-kaputten Bastelarbeit liegt die nicht mehr ganz neue Weihnachtsdeko herum. Weiter muss ich es nicht ausführen – Sie werden vielleicht vor Augen haben, was ich meine. Wie einladend sind unsere Kirchen oder Gemeindehäuser?

Stellen Sie sich vor, Sie besuchen in einer fremden Gemeinde den Gottesdienst. Es sind ca. ¾ der Sitzplätze frei. Sie suchen sich einen Platz. Kurz darauf kommt ein ortsansässiges Gemeindeglied und herrscht Sie an: „Das ist mein Platz!“. … und dann wird über Gastfreundschaft gepredigt! Wie einladend sind unsere Veranstaltungen?

Erinnern Sie sich, als Sie vor einiger Zeit zum ersten Mal an einem Ort waren, den Sie noch nicht kannten und Sie haben dabei eine Veranstaltung besucht, deren Ablauf Ihnen unbekannt war? Wissen Sie noch, wie Sie sich dabei gefühlt haben? Vielleicht haben Sie sich gewünscht, etwas zu wissen, den Ablauf zu kennen, Hinweise zu erhalten. Wie einladend sind unsere Veranstaltungen?

Zum Nachdenken über diese Fragen hat Dr. Fabian Vogt eingeladen. Als Pfarrer und als Mitarbeiter bei midi (Ev. Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung“ setzt er einen Schwerpunkt auf die zeitgemäße Kommunikation des Glaubens.

Dr. Fabian Vogt war bei der ZFT (Zentrale Fachtagung der pädagogisch Mitarbeitenden in der Evangelischen Kirche der Pfalz) im November 22 digital zugeschaltet und stellte seine „Zehn Gebote der Inszenierung“ vor:

  • Ästhetik, Raumgestaltung: Was lädt mich optisch ein und macht mich neugierig?
  • Orientierung: Was erwartet mich? Was wird von mir erwartet?
  • Ansprache: Hier bin ICH willkommen!
  • Konzentration: Welches eine Thema gibt es?
  • Narration: Erzähle eine Geschichte, die ich miterleben kann!
  • Interaktion: Ich kann hier etwas erleben oder mitnehmen, ich kann mitmachen!
  • Überraschung: Das habe ich gar nicht erwartet…
  • Sinnlichkeit: Hier gibt es etwas zum Hören und Riechen und Schmecken und Fühlen und Erleben.
  • Emotion: Ich bringe etwas mit, lasse etwas da, nehme Anderes mit.
  • Commitment: Wofür würdest du dich entscheiden? Wofür haben sich andere entschieden?

Die grundlegende Forderung von Fabian Vogt ist, unsere Veranstaltungen, Räume, Aktivitäten immer wieder mit den Augen von Menschen zu betrachten, die zum ersten Mal überhaupt mit Kirche in Berührung kommen. Am Beispiel von Weltausstellungspavillons der EXPO in Dubai verdeutlichte er dabei die Wirkung dieser Gebote und verglich sie mit unserer Gemeinde- und Kirchenerfahrung.

Was lädt mich ein und was schreckt mich ab? Was macht mir Lust, mehr zu erfahren und wo schalte ich schnell ab? In vielen Erfahrungen haben wir uns wiedergefunden, haben herzhaft gelacht. Und uns wurde bewusst, wo bei uns die Herausforderungen liegen:

Wie können wir Menschen von außen einladen, einladend sein in Wort, Räumen und Taten sein? Damit aus dem „Es sieht hier aus wie immer!“ ein „Es war wie immer wunderbar!“ wird und bleibt.

Haben Sie dazu eine Idee? Die Verantwortlichen für die LabORAtorien begleiten Sie sehr gerne dabei!

Sandra Zimmermann, Gemeindediakonin im Gemeindepädagogischen Dienst Kaiserslautern und Mitglied der Fachgruppe der LabORAtorien.