Bunt und vielfältig: die protestantische Kita in Ebernburg. Die ehrenamtliche Geschäftsführung stößt allerdings an ihre Grenzen...

Bunt und vielfältig: die protestantische Kita in Ebernburg. Die ehrenamtliche Geschäftsführung stößt allerdings an ihre Grenzen…

Die Geschäfte einer Kindertagesstätte im Ehrenamt führen – kann das überhaupt funktionieren? Heinz Fuchs, der diese Aufgabe in der protestantischen Kirchengemeinde Ebernburg-Altenbamberg, gelegen am nördlichen Ende des pfälzischen Kirchengebiets, seit drei Jahren wahrnimmt, zieht eine verhalten positive Zwischenbilanz. Einerseits sei in der „spezifischen Situation“ der eher finanzschwachen Kirchengemeinde trotz eines „schwierigen und langwierigen Arbeitsgerichtsprozesses“ zwischen 2018 und 2020, fehlender Leitung in der Kita, Krankheitsphasen im Team, Vakanz im Pfarramt, Pandemiesituation und „fortwährenden Personalengpässen“ einiges erreicht worden – auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem Elternausschuss und dem Förderverein des Kindergartens.

Die Einrichtung, in der bis zu 60 Kinder ganztags betreut und mit einem täglich frisch zubereiteten warmen Mittagessen versorgt werden, sei mit drei Neueinstellungen zum 1. Oktober 2021 personell gut aufgestellt, der Kita-Betrieb stabilisiere sich, sagt Fuchs. Auch werde die Gemeindepfarrerin durch die „Auslagerung“ der Geschäftsführung von zeitintensiver Verwaltungsarbeit entlastet und habe dadurch mehr Freiraum für Seelsorge, Gemeindeaufbau und gemeindliches Leben gewonnen. Gerade das sei ein wesentliches Anliegen gewesen, als sich das Presbyterium, deren Mitglied Fuchs seit langem ist, 2017 entschloss, die Kita-Geschäftsführung in ehrenamtliche Hände zu geben. Seit 2018 ist das Modell ein „Laboratorium“ und somit Teil der Erprobungsräume der Evangelischen Kirche der Pfalz.

...meint Heinz Fuchs.

…meint Heinz Fuchs.

Andererseits: Auf lange Sicht sei die ehrenamtliche Geschäftsführung einer einzelnen Gemeinde-Kindertagesstätte kein tragfähiges Modell, meint Fuchs. Die Betonung liegt auf „Ehrenamt“: Der 65-Jährige ist mindestens zehn bis fünfzehn Stunden in der Woche damit beschäftigt. Ein Büro hat er nicht, er erledigt alles am privaten Schreibtisch. „Eigentlich ist das eine klassische hauptamtliche Arbeit“, resümiert der Religionspädagoge im Ruhestand, der darüber hinaus weltkirchlich und sozial engagiert ist. Für ihn sei es aber keine Frage, dass er grundsätzlich das auf sechs Jahre projektierte Modell durchziehe, sofern Presbyterium und Pfarrerin dies weiterhin wünschten. „Es macht Freude und wir haben ja auch schon einiges auf den Weg gebracht.“

Eine Kita in kirchengemeindlicher Trägerschaft mit ehrenamtlicher Geschäftsführung ist „in Anbetracht der finanziellen Lage und der administrativen Herausforderungen“ seiner Meinung nach auf Dauer jedoch nicht tragfähig. „Unsere kleine Kirchengemeinde wird langfristig nicht in der Lage sein, eine eigene Kita zu unterhalten. Denn ganz ohne Eigenmittel funktioniert dies nicht.“ Für ihn liegt die Lösung in einem Kitaverbund mit hauptamtlicher Geschäftsführung. Dieser könne beispielsweise genossenschaftlich oder als gemeinnützige GmbH organisiert sein. Dazu müssten aber möglicherweise Kirchen-Grenzen überwunden werden, sagt Fuchs, denn Ebernburg gehört zwar zur pfälzischen Landeskirche, politisch aber zu Bad Kreuznach, und ist umgeben vom Kirchengebiet vor allem der rheinischen Landeskirche.

Kindertagesstätte der protestantischen Kirchengemeinde Ebernburg-Altenbamberg. Fotos: privat

Kindertagesstätte der protestantischen Kirchengemeinde Ebernburg-Altenbamberg. Fotos: privat

Fuchs, der lange für Brot für die Welt im Bereich Umwelt und Wirtschaft tätig war, hat Erfahrungen im Personalmanagement. Daher sei er skeptisch, dass das Modell Kita-Geschäftsführung im Ehrenamt für den Regelbetrieb taugt. „Ich finde die Aufgabe herausfordernd und interessant. Ich habe allerdings wenig Hoffnung, dass die ehrenamtliche Kitageschäftsführung auf Gemeindeebene über das laufende Projekt hinaus eine große Zukunftschance hat.“ Durch die „hohe Verbindlichkeit der Aufgabenwahrnehmung, die zeitliche und mentale Belastung“ und nicht zuletzt eine „gewisse Vereinsamungserfahrung in der ehrenamtlichen Geschäftsführungsrolle“ werde es schwierig, jemanden auf rein ehrenamtlicher, unentgeltlicher Basis für diese Aufgabe zu gewinnen. Text: Christine Keßler-Papin