Stefan Fröhlich und Tobias Markutzik bringen den Move in die Kirche. Genauer gesagt: in die Gemeinden in den Kirchenbezirken An Alsenz und Lauter sowie Kusel im Nordwesten der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die beiden Vollblutmusiker – der eine Pfarrer, der andere Bezirkskantor – sind tonangebend bei dem Anfang 2019 gestarteten Gemeindeentwicklungsprojekt „Popularmusik und Gottesdienst“. Unter dem Kürzel „Pop&Go“ werden neue Formate und Elemente entwickelt, um die frohe Botschaft in zeitgemäßer Ausdrucksform weiterzutragen. Die Projektpartner haben die Vision, dass über kurz oder lang die ganze Landeskirche zum Erprobungsraum für „Pop&Go“ werden könnte.
Move, Flow, Popstyle: In den Kirchen ist ein neuer Stil von Gottesdienst hör- und fühlbar, der gerade die Generation der 25- bis 40-Jährigen mehr anspreche als traditionelle liturgische Abläufe, meinen Fröhlich und Markutzik. „Alles ist in Bewegung und im Fluss: Zwischen Lied und Wort, Verkündigung, Gebet und Bekenntnis sind die Übergänge fließend.“ Popularmusik spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Alles ist im Fluss: Zwischen Lied und Wort sind die Übergänge fließend
„Pop&Go“ sei indes mehr, als nur klassische Gesangbuchlieder gegen neue Texte und Kompositionen auszutauschen. Für Stefan Fröhlich war es seit seinem Theologiestudium eine Herzensangelegenheit, dass der Reichtum an Rhythmen und Klängen auch im Gottesdienst spür- und hörbar wird. Unvergesslich sei ihm ein Erlebnis, das er als Student im australischen Adelaide hatte. „Da schnappte sich nach dem traditionellen Zehnuhrgottesdienst der Pfarrer eine Gitarre und hielt genau den gleichen Gottesdienst noch einmal“, schildert der 53-Jährige und fügt hinzu, dass sich das ganz anders angehört und eine andere Wirkung erzielt habe.
Traditionelle Kirchenmusik und Popularmusik begegnen sich auf Augenhöhe
Auch Tobias Markutzik ist überzeugt, dass eine breitere stilistische Vielfalt die Gottesdienste bereichern und der Kirche im Allgemeinen guttun werde. Zumal die Hörgewohnheiten vieler Menschen sich in Richtung Popularmusik verlagert hätten. „Mein Ziel ist es, dass sich traditionelle Kirchenmusik und Popularmusik auf Augenhöhe begegnen. Es wäre schade, wenn wir Menschen die sich für Popularmusik in all ihren Facetten begeistern, außenvorließen“, meint der Bezirkskantor.
Allein ein flotter Rhythmus mache indes noch nicht einen ansprechenden Gottesdienst aus: „Wir müssen an unserer liturgischen Kunstsprache arbeiten und so reden, wie die Menschen im Alltag miteinander kommunizieren“, sind die Projektinitiatoren überzeugt. Dafür werben sie bei Haupt- und Ehrenamtlichen, Pfarrern, Vikaren, Lektoren, Prädikanten und Musikbegeisterten. Mit neuen Liedern und der alten Wahrheit des christlichen Glaubens könnten andere Wege beschritten werden. „Wir wollen das Evangelium, die gute Botschaft, so formulieren, dass sie nicht nur am Sonntag, sondern auch noch am Montag und Dienstag nachklingen.“
Die gute Botschaft so formulieren, dass sie auch noch am Montag und Dienstag nachklingt
Gospel kommt vom englischen good spell – gute Nachricht. In den 18 Jahren seiner Tätigkeit als Seelsorger in der Kirchengemeinde Maxdorf hat der Pfälzer Pop- und Gospel-Pfarrer Stefan Fröhlich über diese Musikrichtung schon viele Gottesdienstbesucher aller Generationen erreicht und eine überregionale Ausstrahlungskraft erzielt. Mittlerweile gehören in seiner Gemeinde alle zwei Wochen Gospelgottesdienste zum Sonntag, der liturgische Ablauf gleicht der „klassischen“ Form, wobei zum Beispiel Gebete gesungen werden.
Tobias Markutzik, 42 Jahre alt und seit rund elf Jahren Bezirkskantor in Kusel, ist fest in der klassischen Chorarbeit zuhause und trifft zugleich mit Pop und Gospel den richtigen Ton bei Musikbegeisterten. Neben den traditionellen Schwerpunkten seiner Tätigkeit, wie klassischer Chorarbeit mit der Kantorei und Leitung des kirchenmusikalischen Seminars, hat Markutzik aber auch ein Faible für Popularmusik und sich stetig in diesem Bereich weitergebildet. So wurde im Rahmen dieses Erprobungsraumes ein Pop-Projektchor gegründet. Die Sängerinnen und Sänger, begleitet von einer Band professioneller Popmusiker u.a. der Pop-Akademie Mannheim, sorgen in Gottesdiensten und bei Auftritten für Gänsehautfeeling.
Seit Januar 2019 sind Fröhlich und Markutzik für das auf fünf Jahre angelegte Erprobungsprojekt „Pop&Go“ in der Landeskirche unterwegs, beraten Gemeinden und Kirchenbezirke, vernetzen sich mit Initiativen innerhalb und außerhalb der Pfalz, planen Workshops und Veranstaltungen. In Zeiten von Corona ist es zwar zwangsläufig etwas ruhiger um „Pop&Go“ geworden, aber verstummt ist das Projekt nicht – im Gegenteil. „Über die sozialen Medien sind wir online sehr aktiv und präsent.“ Nach dem Motto „Kirche ist da, wo du bist“ seien digitale Gospelgottesdienste organisiert worden, die gerade die Move-Generation der Jüngeren angesprochen hätten: 500 bis 600 Teilnehmen seien allein auf Facebook dabei gewesen. Text: Christine Keßler-Papin
Mehr zum Thema: Dem Pop die Kirchentüren öffnen (evangelisch.de)
Kontakt: Pop & Gospelpfarrer Stefan Fröhlich, E-Mail: pfarramt.maxdorf@evkirchepfalz.de, Telefon: 06237/7844; Projekt-Kantor Tobias Markutzik, E-Mail: kantor-kusel@hotmail.de, Telefon: 0163/29 35 953
Termine: Geplant ist die Teilnahme des Pop-Projektchors an der langen Gospelnacht am 9. Oktober 2021 in Pirmasens.
Pop&GO-Flyer:
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[…] Endlich gibt es wieder mal etwas zu berichten von Pop&Go: […]