Ganz nah an unserer Kirche ruft abends eine Waldohreule. Es ist immer derselbe, kurze Ton, ein weiches, aber resolutes „Uh“ – von Anbruch der Dämmerung bis zum Beginn des neuen Tages. Das Eulenmännchen versucht ein Weibchen herbeizulocken und markiert mit dem Ruf zugleich sein Revier. Nun scheinen die weiblichen Waldohreulen in unserer Umgebung allerdings eher rar gesät. Denn das Männchen ruft bereits seit Wochen, nein Monaten. Unermüdlich – Abend für Abend, Nacht für Nacht. Bislang offenbar, ohne auf Gegenliebe gestoßen zu sein.

Mich beeindruckt das irgendwie: Da hat diese Eule einen „Plan“ und gibt einfach nicht auf. Ruft und wartet, lässt sich nicht entmutigen. Irgendwann, da scheint sich das Eulenmännchen sicher zu sein, wird sein Lockruf gehört und eine Gleichgesinnte wird sich finden. Ob tatsächlich in Kirchennähe – wer weiß das schon. Ausdauer braucht es jedenfalls und einen langen Atem und Zuversicht. Und selbst wenn die Brutzeit mittlerweile schon vorbei ist – gerufen wird weiter. Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt da sein.

Für mich ist das ein schönes Sinnbild für Ideen und Träume rund um Kirche und Gemeinde. Da habe ich eine Idee, eine Vision, einen Plan, eine Vorstellung – und benenne sie. Vielleicht stößt die Idee nicht sofort auf Gegenliebe, vielleicht müssen diejenigen, mit denen ich sie teile, erstmal länger drüber nachdenken, vielleicht auch beraten. Aber die Idee bleibt. Und mit ihr der Wunsch, Dinge zu verändern. Kirche zu verändern. Als Einzelkämpfer ist das schwer. Aber mit anderen, Gleichgesinnten, könnte es klappen. Also weitersuchen, weiterrufen, nicht aufgeben. Und voller Zuversicht sein, dass irgendwann, in Bälde, der passende Zeitpunkt kommen wird.

So darf und soll es auch mit den LabORAtorien sein: aus einer Idee im Umfeld der Kirche, aus einem Wunsch im Umfeld der Gemeinde wächst ein Plan. Vieles kann das sein, ganz bunt und gemischt, denn jede Kirche und jede Gemeinde ist anders.

„In unserer Kirchengemeinde gibt es viele Konfirmanden mit engagierten Eltern. Wie wäre es, wenn wir mal ausprobierten, ob…“

„In unserer Ortsgemeinde gibt es einen großen Auslaufplatz für Hunde. Dort könnten wir als Kirche doch präsent sein und…“

„Wir haben einen wunderbaren Kirchgarten, der so umgestaltet werden könnte, dass Groß und Klein etwas davon haben. Lasst uns mal überlegen, ob…“

 

Zugegeben, der Vergleich von Eule und LabORAtorium mag ein bisschen weit hergeholt sein. Aber dennoch: wenn ich abends den Eulenruf an der Kirche höre mit all seiner Ausdauer und Unermüdlichkeit, dann möchte ich mich davon gerne anstecken lassen. Das, was mir wichtig ist, will ich benennen, immer wieder – und zuversichtlich sein, dass andere einstimmen werden und es zu einem guten Plan führt. Und genau dazu möchte ich Sie einladen! Wenn Sie eine Idee, eine Vision rund um Kirche haben, geben Sie der doch einfach mal Raum. Rufen Sie, suchen Sie Gleichgesinnte und bleiben Sie dran. Vielleicht ist es genau Ihre Idee, Ihr Rufen, das Ihrer Kirche, Ihrer Gemeinde guttut und einen Erprobungsraum eröffnet!