Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
So fragt der Engel die Frauen am Grab. So steht es auch diesen Monat auf meinem Bildschirmhintergrund auf dem Computer, dort allerdings auf Englisch. Deshalb denke ich in diesem Jahr besonders über diesen Vers der Karfreitags- und Ostererzählung nach.
Bei den Toten kommen mir sofort Bilder in den Kopf von den unzähligen Malen am offenen Grab, wenn wir wieder jemanden aus unserer Mitte verabschieden müssen. Natürlich suchen wir dort nach dem Lebendigen, blicken auf die Kreuze auf den Gräbern und erzählen von Jesu Sieg über den Tod und von der Hoffnung auf die Auferstehung von uns allen, zu der Jesus uns vorangegangen ist (wie es ja wieder und wieder auch bei Trauerfeiern besungen wird).
Doch manchmal begegne ich dieser Frage auch in normalen Gottesdiensten. Wenn ich mich frage, wer denn noch kommen wird, wenn die, die jetzt die Mehrheit in unseren Gottesdiensten ausmachen, nicht mehr kommen können. Wenn das Gefühl das ist, dass „Des war schon immer so!“ stärker ist als ein lebendiger Glaube an den auferstandenen Herrn und wenn das Gestern viel mehr Raum einnimmt als das Heute.
„Er ist nicht hier, er ist auferstanden!“ erklärt der Engel den Frauen am Grab. Es braucht eine Weile, aber dann haben sie verstanden, dass es jetzt an ihnen liegt, wie es weitergeht. Dass sie sich aufmachen müssen und davon erzählen, damit auch die anderen Bescheid wissen. Bis der Groschen auch bei den Jüngern fällt, dauert es eine Weile länger – und ehe sie sich versehen, kommt die Himmelfahrt und von nun an sind sie als Apostelinnen und Apostel aufgefordert, von dem zu berichten, was sie erlebt haben.
Wie dieses Berichten gehen soll, weiß keiner so genau, vieles ist Experiment, manches scheitert, oft gibt es Meinungsverschiedenheiten und sicher haben wir mit der Apostelgeschichte des Lukas und den neutestamentlichen Briefen nur einen kleinen Ausschnitt der bunten Wirklichkeit des ersten Christentums. Doch damit fängt alles an und geht bis heute weiter.
Dass die ganze Sache noch über 2000 Jahre so weitergeht und was alles daraus entstehen würde an Gutem und auch Schlechtem, hätte sich von den Jüngerinnen und Jüngern, den Apostelinnen und Aposteln sicher niemand zu träumen gewagt. Wir trauen uns manchmal nicht zu glauben, dass es noch weiter gehen könnte, weil wir eher den Verlust als den Aufschwung erleben.
Aber was ist unser Verlust an gesellschaftlicher Relevanz und Akzeptanz, unser Verlust von Personal und Ressourcen im Vergleich zum Verlust der Jüngerinnen und Jünger, die einen Freund haben sterben sehen, deren Hoffnungen auf das Anbrechen des Reiches Gottes so abrupt endeten und denen die Auferstehung zunächst wie ein böser Streich vorkam?
Deshalb sollten wir aufhören, den Lebendigen bei den Toten zu suchen und uns aufmachen – um lebendig davon zu erzählen, was uns im Leben und im Sterben Halt und Hoffnung gibt. Nicht nur diejenigen, die dafür bezahlt werden, sondern vor allem auch die, bei denen es nicht zum Job gehört.
Die Apostelinnen und Apostel hatten damals Erfolg, weil sie die Möglichkeiten genutzt haben, die ihnen das römische Reich bot und Formen gefunden haben, die Menschen begeistert haben.
Welche Chancen bieten sich uns heute und wie kommen wir mit den Menschen in Kontakt?
Das sind die Fragen, die wir uns in den LabORAtorien stellen wollen, dazu machen wir Experimente und Entdeckungen. Auch hier und heute wird manches scheitern und es wird mit Sicherheit Streit geben, spätestens dann, wenn es um die Verteilung der knapper werdenden Mittel geht, aber das war in der Apostelgeschichte auch nicht anders.
Die Jüngerinnen und Jünger sind aufgebrochen und haben neue Formen entdeckt – und so haben unsere Vorfahren vom Glauben erfahren. Wohin müssen wir aufbrechen, damit auch unsere Nachfahren es erfahren?
Lassen Sie es uns in ORA und Labora herausfinden!
Gesegnete Ostern wünscht das LabORAtorien Team!
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