oder: Warum heißen die Erprobungsräume in der Pfalz LabORAtorien und warum ist der Erlenmeyerkolben das Symbol dazu?

 

Die  LabORAtorien verstehen sich als Raum zum Experimentieren, zum Ausprobieren neuer kirchlicher Formen, zum „Einfach-mal-einen-Versuch-Starten“. Also als Raum, an dem in einem geschützten Rahmen ganz praktische Dinge rund um Kirche und Gemeindearbeit versucht werden dürfen.

In den Naturwissenschaften und in der Industrie bezeichnet man so einen Ort des Experimentierens zumeist als Labor.

Ich weiß nicht, ob Sie bei dem Begriff Labor positive oder negative Assoziationen haben, die LabORAtorien in der Pfalz aber wollen positive Assoziationen wecken.

Freude am Experimentieren im geschützten Raum ist unser Ziel, das Ausprobieren ohne Erfolgsdruck und die Möglichkeit große Entdeckungen und Erfindungen für Kirche und  Gemeinde zu machen.

Gleichzeitig ist in dem Begriff des Laboratoriums auch das Wort ORA, „Bete“, enthalten.

Albrecht Dürer Betende Hände

Quelle: Wikipedia

Es erinnert an die Ordensregel des Benedikt von Nursia, der die Mönche seines Ordens dazu aufforderte, beides zu tun: zu beten und zu arbeiten (lateinisch: Ora et labora, Bete und arbeite).

Beten und arbeiten – das entspricht genau dem Konzept der Erprobungsräume LabORAtorien. Denn auch wir glauben, dass neben der fleißigen Arbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden gerade auch das Gebet zum unverzichtbaren

Lebenserhalt der Kirche und der Gemeinde gehört und genügend Raum sein sollte für Spiritualität.

Die Mönche des frühen Mittelalters haben sich das Gebet zur Aufgabe gemacht, die Ordensregel sollte sie dazu anhalten auch durch eigene Arbeit zum Lebensunterhalt beizutragen.

Heute treiben uns die Fragen des Wirtschaftens und des Lebensunterhalts oft so um, dass wir vergessen uns Zeit zu nehmen, die täglichen Fragen und Sorgen auch im Gebet mit Gott zu besprechen und sich von ihm für die Arbeit inspirieren zu lassen.

Wenn also beides zusammen kommt, die Spiritualität und die Aktivität, das Gebet und die Arbeit, dann – so glauben wir -, kann sich einiges an Lösungen und Ideen für unsere Kirche entwickeln.

Altes Logo

Erste Version des Logos im Jahr 2018.

Aus dem Stichwort „Lösungen“ ergibt sich der Erlenmeyerkolben als Symbol der Erprobungsräume „LabORAtorien“.

Denn dieser wird in der Chemie gebraucht um mit Lösungen zu arbeiten.

Wenn wir davon reden Probleme zu lösen oder Lösungen zu finden denken wir meist im Feld der Mathematik (1+x=2) oder an das Lösen von Knoten.

Wenn man nur das richtige x hinzufügt (meist Geld oder Personal), dann ist das Problem schnell gelöst. Wenn einfach der Knoten (meist Konflikte oder Probleme) entwirrt ist, kann Heiliger Geist, Kirchensteuereinnahmen, Gottesdienstbesucher oder was auch immer, wieder durch den Schlauch fließen.

Diese Art der Lösung besticht durch ihre Einfachheit:

Mit nur einer Aktion lässt sich alles wieder hinkriegen!

Doch so einfach ist es dann in der Praxis oft nicht.

Ein anderes Bild liefert die chemische Lösung.

Experiment, Chemie, Flüssigkeit, Wissenschaftler

Bildquelle: pixabay.com

Viel Unterschiedliches findet hier in Mischungen zusammen.

Um zu erkennen, was hier alles vermischt und vermengt ist, muss viel analysiert werden.

Es gibt Reaktionen, es klärt sich, blubbert und entwickelt sich.

Manchmal muss man dazu noch etwas hinzufügen, aber manchmal löst man damit auch heftige Reaktionen aus, es knallt und zischt.

Die spannendste Frage aber ist: welche besonderen Eigenschaften hat die Lösung und welche Verwendungsmöglichkeiten ergeben sich daraus?

 

Dieses Bild möchten wir gerne auf die LabORAtorien übertragen. In ihnen darf ausprobiert werden, welche Antworten – also Lösungen – es auf die kirchlichen Gegenwartsfragen gibt. Lösungen, die sich vielleicht noch

entwickeln müssen, die aber auf alle Fälle mal ausprobiert oder angedacht werden dürfen. Dabei darf es auch mal knallen und zischen und es kann auch sein, dass mal etwas schiefgeht. Dafür sind wir ja im LabORAtorium.

Bei solchen Experimenten wurden schon ganz erstaunliche Dinge entdeckt!

Manche davon waren nicht einmal beabsichtigt, weil man eigentlich etwas ganz anderes gesucht hat.

Doch noch einmal zurück zu unserem Symbol dem Erlenmeyerkolben:

Der ist von der Seite gesehen dreieckig und nach oben offen.

Dadurch ist an der Basis viel Platz um etwas zu entwickeln, was sich dann nach oben hin entfalten kann. Auch das ist vielleicht ein gutes Bild für die Lösungsfindung in unserer Kirche. Es kommen keine fertigen Lösungen von oben, sondern sie entwickeln sich unten und steigen dann mal langsam dampfend, mal spritzig-sprudelnd nach oben auf.

Gleichzeitig sind wir dafür offen, was von „ganz oben“, von Gott selber, dazu kommt.

Jedes Bild hat seine Grenzen und man sollte die Metaphern nicht überstrapazieren.

Aber vielleicht lohnt es doch in manches Bild einzusteigen und nachzudenken, welche Lösungen sich für die Fragen nach Gott und der Welt ergeben.

Ich wünsche auf jeden Fall frohes Experimentieren in ORA und LABORA.

Tim Kaufmann