Der Drinnenspielplatz: Draußen Winter, drinnen Spielplatz
Es ist ein Mittwoch im Dezember, 9.30 Uhr: Sandra Zimmermann und Jürgen Jäger bereiten den großen Gemeinderaum auf dem Betzenberg für den Drinnenspielplatz vor. Die beiden tragen alles in den Saal, was es für einen bunten Spielplatztag im Winter braucht: Dreiräder und Bobbycars, Wippen, Schaukeln und Rutschen, riesige, weiche Stapelelemente, Bücher und Holzpuzzle, Puppen samt Puppenwagen, ein kleines Bällebad, Krabbeldecken für die Allerkleinsten und noch einiges mehr. Alles wird über die Fläche des Raumes verteilt, so dass verschiedene Ecken entstehen. Hier kann getobt werden, dort eher ruhig gespielt, hier ist etwas für die Größeren, da etwas für ganz Kleine. Im hinteren Teil des großen Saales stehen Tische und Stühle bereit, dazu ein großer Teewagen mit Tee, Kaffee und Wasser und einem großen Angebot an geschnittenem Obst.
Ab 10 Uhr – und nach einer Mittagspause dann nochmal ab 14.30 Uhr – kommt Bewegung in den Saal. Immer mehr Eltern und Kinder betreten den Drinnenspielplatz. Die Schuhe bleiben vor der Tür, denn hier im Saal sind alle auf Socken unterwegs. Das erleichtert das freie und sichere Toben, macht die Schritte leiser und lässt Dreck und Matsch dort, wo der Boden abwischbar ist und kein Teppich liegt.
Die Tische im hinteren Bereich füllen sich mit Müttern und Vätern, die sich bei einer Tasse Kaffee treffen oder neu kennenlernen, die Kinder sausen, krabbeln und pendeln hin und her. Manche suchen noch die Nähe zur Mama, andere haben schon ihr Lieblingsgerät gefunden, einige verschwinden im Bällebad und die ersten sausen auf dem Bobbycar durch den Raum.
Wir, die wir an diesem Tag nachmittags zu Besuch sind und keine Kinder mehr im passenden Alter haben, staunen und sind positiv angetan vor diesem wilden Gewusel und der gleichzeitig angenehmen Atmosphäre.
Der Drinnenspielplatz ist ein wöchentliches Angebot des GPD Kaiserslautern in den Wintermonaten von Dezember bis Februar. Da der klassische Spielplatzbesuch in dieser Jahreszeit oft außen vor bleibt, hat sich der GPD innerhalb seines LabORAtoriums „Familien-Zeit“ eine winter- und wetterfeste Alternative für Kinder von 0-5 Jahren und deren Begleitpersonen überlegt. Jeden Mittwoch von 10.00 – 12.00 Uhr und von 14.30 – 16.30 Uhr heißt es „Spielen-Frei!“. Vormittags sind vor allem die ganz kleinen Kinder mit ihren jeweiligen Bezugspersonen im Blick, nachmittags die Kinder, die bereits den Kindergarten besuchen. Natürlich durchmischt sich das Ganze altersmäßig immer wieder durch Geschwisterkinder oder durch fehlende Kita-Plätze, was aber nur umso mehr den Bedarf für ein solches Angebot aufzeigt. Und dass der Drinnenspielplatz gerne angenommen wird, daran gibt es am Tag unseres Besuchs keine Zweifel. In dem fröhlichen Gewusel beobachten wir zunächst einfach mal, was so um uns herum passiert bei Groß und Klein.
Dabei fällt uns die liebevolle Gestaltung des Raums auf. Es ist an alles gedacht, von „Ruhe-Inseln“ für die Kleinsten bis zur Tobematte für die Größeren, und wer zum ersten Mal da ist, findet sich schnell zurecht. Sandra Zimmermann und Jürgen Jäger nehmen ihre Gastgeberrolle ernst und begrüßen alle Gäste, ob neu oder bereits bekannt, persönlich. Daneben stehen sie für Fragen und Gespräche zur Verfügung, lassen sich von den Kindern zum Mitspielen einladen, lösen kleinere Rangeleien auf, schieben mal ein Bobby-Car an, suchen das verlorengegangene Kuscheltier, sorgen für Nachschub auf dem Obstteller und sind einfach immer ganz präsent für Eltern wie Kinder. Flyer weisen auf die weiteren Angebote der „Familienzeit“ hin, und wenn man möchte, kann man sich für weitere Nachrichten über Angebote und Termine eintragen.
Nach einiger Zeit des Zuschauens ergeben sich für uns die ersten Gespräche mit Müttern und Großmüttern (Väter und Großväter sind eher unterrepräsentiert, aber hier und da ebenfalls zu finden). Die Kontakte gelingen leicht; über das Thema „Kinder“ ist immer schnell eine gemeinsame Basis gefunden, und wir sind überrascht, wie unkompliziert und vertrauensvoll der Austausch untereinander ist. Zufällig sind wir an einem Tisch gelandet, an dem eine junge Mutter mit drei Kindern dankbar ist für eine helfende Hand: das kleinste Kind weint, das andere will essen und das dritte braucht sofort jemanden, der mit ihm seine Puppe suchen geht. Und schon sind wir mitten drin im Getümmel, im Gespräch, im Spiel. Wir hören von geschwisterlichen Streitereien und gesundheitlichen Problemen, von Beziehungsfragen und Alltagssorgen, aber auch von kleinen und großen Glückserfahrungen mit den Kindern und all dem, was das Familienleben an Schönem und Herausforderndem so mit sich bringt. Und auch wenn unsere Kinder schon längst dem Spielplatzalter entwachsen sind, können wir hier gut im Gespräch andocken.
Gegen Ende der Spielplatzzeit wird der große Mattenwagen hereingefahren, Kisten und Boxen werden geholt, und viele helfende Hände sind mit Aufräumen beschäftigt. Immer mehr Familien verabschieden sich, und auf einmal wird es langsam wieder ruhiger und stiller um uns herum. Sandra Zimmermann und Jürgen Jäger packen die letzten Dinge zusammen und deponieren sie im Gemeindehaus, in dem ihnen dankenswerterweise Platz dafür zur Verfügung gestellt wird. Und dann heißt es für sie: Durchatmen, Erlebnisse und Gespräche Revue passieren lassen und: Sich freuen aufs nächste Mal!
Und wir fahren zurück und wissen schon im Auto: von diesem Nachmittag und diesem besonderen Angebot möchten wir gerne berichten.
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